Das alte Rathaus

Seiner Schönheit wegen gilt es als "eines der begehrtesten Fotomotive Bonns", doch nicht nur deshalb. Schließlich hat der fotogene Winkel manche geschichtsträchtigen Augenblicke erlebt. Von der Treppe schwenkten im Revolutionsjahr 1848 Carl Schurz und Gottfried Kinkel die schwarzrotgoldene Fahne. 75 Jahre später ergriffen Separatisten vom Rathaus Besitz. Nach seiner Wahl zum ersten Bundespräsidenten am 12. September 1949 sprach Theodor Heuss auf der Freitreppe zur Menge, hinter sich das zerstörte Gebäude. Es gab auch historische Staatsbesuche Mitte der sechziger Jahre: die von John F. Kennedy, Königin Elisabeth II und General de Gaulle.

Als Kurfürst Friedrich der 3. von Brandenburg 1669 die von den Franzosen besetzte Stadt freikämpfen wollte, beschädigte er das Rathaus so stark, dass es nur noch bedingt zu gebrauchen war. Nach fast 80-jährigem Behelf beschloss der Magistrat einen Neubau und beauftragte den kurfürstlichen Baumeister, den Franzosen Michael Leveilly, mit dem Planentwurf. Im Herbst 1736 wurde Richtfest gefeiert. Am 29. Oktober 1738 traten Stadtmagistrat; Bürgermeister, Schöffen und Rat endlich zur ersten gemeinsamen Sitzung zusammen. Die Feier blieb in bescheidenem Rahmen. Die Freitreppe erhielt erst 1765 ihr Geländer. Verputz und Fassadenschmuck waren um 1780 fertig. Der dreigeschossige Bau nimmt die Schmalseite des Marktplatzes ein, die Einzelformen nehmen Anregungen des Brühler Schlosses auf. Bei der Wiederherstellung nach dem letzten Krieg galt es, die moderne Bebauung des Marktes zu berücksichtigen. Deshalb zog man das Mansardengeschoß etwas höher. Das alte Rathaus wird noch heute zum Empfang von Politikern und Ehrengästen benutzt.


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